Julia Ohr-Pölzelbauer

  • Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Lehrerin für Bildende Kunst und Textiles Gestalten an einem reformpädagogischen Gymnasium
  • 2017 Ausbildung bei Arno Stern im I.R.S.E. (Institut de Recherche en Semiologie de l’Expression) in Paris

Bei Arno Stern in Paris

 

  Ich lasse die Kinder malen, nicht um künstlerische Talente zur Entfaltung zu bringen, sondern damit sich die Kinder von jeglichen Einflüssen frei machen und ihre unermesslichen Fähigkeiten entdecken.“

Arno Stern

Meine Rolle im Malspiel

Ich lehre nicht. Ich urteile nicht. Ich kommentiere niemals die entstandene Spur.

Ich erleichtere und schütze das Entstehen des spontanen Ausdrucks und das kreative Tun jedes Einzelnen.

Arno Stern spricht bewusst vom „Dienenden im Malspiel“ :

  Die dienende Rolle erfordert eine unaufhörliche Aufmerksamkeit für alles, was bei jedem Malspielenden geschieht.  Bedient, berücksichtigt, unterstützt zu sein, hat Wohlbehagen zur Folge.“

Zu meiner dienenden Rolle gehört es, mich ständig in die Lage aller Teilnehmer beim Malspiel zu versetzen, ein Gespür für ihre Bedürfnisse zu entwickeln, Sorge zu tragen dass nichts sie behindert, und dass ihnen jede unnötige Mühe oder Überlegung erspart bleibt. Nichts soll sie vom Malprozess ablenken. Indem ich versuche alle äußeren Widerstände für sie aus dem Weg zu räumen, können sie sich mit völliger Selbstverständlichkeit ganz auf das Wesentliche konzentrieren und einlassen. Hierzu gehört natürlich auch, Stück für Stück den meisterhaften Umgang mit Farbe und Pinsel zu vermittelt.

Durch diese dienende Rolle sollen sich die Malenden nicht unterbrochen oder gestört fühlen. Meine Aktivität geschieht unauffällig und ist doch als freundliche Zuwendung und Aufmerksamkeit spürbar. Wird ein Bedürfnis erfüllt, womöglich noch bevor sich der Malspielende dessen bewusst war, dann versteht dieser, dass er gesehen und geachtet wird. Ein Gefühl, das Mut und Selbstvertrauen schafft und das den Menschen in unserer heutigen Gesellschaft viel zu selten zu Teil wird. All das wirkt beglückend und führt keinenfalls zu einer Abhängigkeit sondern zur Freiheit. Genauso verhält es sich mit den Spielregeln zum Ablauf und zum Umgang mit dem Material, auf deren Einhaltung der Malspiel-Dienende stets ein wachsames Auge haben muss. Je klarer die Spielregeln, desto freier ist danach die Spur.

Der Malende darf sich allein dem Spiel mit der Farbe auf seinem höchst eigenen Spielraum, dem Blatt hingeben. Was sich dort abspielt wird von mir weder kommentiert oder beurteilt, noch beeinflusst. Arno Stern nennt diese Rahmenbedingungen einen „paradiesischen Zustand“.